Die Bieler Wirtschaft ist nicht zufrieden mit der Regierung in der Stadt. Der Haussegen hängt schief. «Bieler Gewerbe schläft Alarm», titelt sogar eine Regionalzeitung. Es habe zu viel Bürokratie und zu hohe Steuern. Vor allem aber sei die Stadt zu wenig autofreundlich. Die Verkehrs- und die Parksituation sei für das Gewerbe belastend. Deshalb hat ein Ausschuss des Verbandes der Bieler KMU eine Parkhaus-Initiative lanciert und eingereicht.
Normalerweise wird ja argumentiert, um die Innenstädte zu entlasten, müssen man die Autos verbannen. Doch die Parkhaus-Initiative argumentiert genau andersherum. Man will die Parkhäuser fördern und füllen. Das Parkieren soll in der ersten Stunde kostenlos werden. Damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, argumentiert Mirjam Stebler, die dem Gewerbeverband Biel vorsteht: «Einerseits wäre der Zugang zu den Geschäften mittels MIV sichergestellt, anderseits würde der Strassenverkehr entlastet, indem die Autos in den städtischen Tiefgaragen untergebracht würden», argumentiert sie gegenüber diesem Newsletter.
Der Idee in Biel entstand im Rahmen von Diskussionen über zunehmende Verkehrseinschränkungen, die in der Stadt Biel Tatsache wurden und dem Gewerbe mehr und mehr auf die Nerven gingen. «Will in Biel ein Handwerker nur schon einen Kühlschrank in ein Obergeschoss tragen, muss er bereits mit einer Busse rechnen», berichtet Mirjam Stebler. Hinzu kamen Fahrverbote durch die Innenstadt, die Sperrung des Bahnhofareals sowie ein einschränkendes Reklamereglement.
Die am 04.02.2025 eingereichte Initiative ist von der Stadt als zustandegekommen beurteilt worden. Nun erfolgt die materielle Prüfung der Gültigkeit. Bejahendenfalls muss die Abstimmung dazu bis spätestens im Februar 2027 durchgeführt sein.
In der Zwischenzeit wird das Bieler Gewerbe weiterhin aktiv darauf pochen, dass die Stadt Standortförderung betreibt. Immerhin: Eine Stelle für die Nachfolge des früheren Standortförderers Thomas Gfeller ist ausgeschrieben worden.
Auch der Städteverband sorgt sich um die Gestaltung des öffentlichen Raums in den Städten. «Viele Städte möchten den dem Autoverkehr zugestandenen Raum reduzieren und stattdessen Grünflächen, Erholungsgebiete oder Velowege schaffen. Diese Beschlüsse sorgen aber auch für Irritationen und wecken die Befürchtung, dass die Innenstädte dadurch an Attraktivität verlieren.» heisst es dazu in einem Newsletter-Beitrag des Städteverbandes. Es gehe darum, «angemessene Lösungen für die Wirtschaft, das Zusammenleben und die Umwelt zu finden.»
Quelle: Hofer Kommunalmanagement AG, Ennetbaden, 25.03.2025