Die soziale Ader der Wirtschaft – die Stiftung Battenberg baut aus

Seit ihrer Gründung arbeitet die Stiftung Battenberg mit der Privatwirtschaft zusammen. Der Bau eines neuen Gebäudes, mitfinanziert von regionalen Unternehmen, läutet eine neue Phase ein.

Am Anfang stand die Uhrenindustrie und die Stiftung Battenberg. Letzte Woche setzte die Stiftung den ersten Spatenstich für das neue Gebäude an der Juravorstadt, das mehr als 10 Millionen Franken kosten wird. Die Zusammenarbeit mit der Uhrenindustrie und der regionalen Wirtschaft ist weiterhin eng. Das Bauprojekt «Espace d'inclusion - Raum der Inklusion» wird voraussichtlich 2026 mit dem Bezug der neuen Räumlichkeiten seinen Abschluss finden. Die Mission der Bieler Stiftung ist, Menschen mit Schwierigkeiten bei der beruflichen Wiedereingliederung zu unterstützen.

Es begann mit den Uhren im Jahr 1962. Mehrere Firmeninhaber stellten gemeinsam eine Struktur zur Lösung des Fachkräftemangels auf die Beine. Schon damals kannte man also diese Problematik. «Auch heute noch erfüllt sie für die Unternehmen in der Region diese wichtige Rolle», erklärt Miriam Stebler, Präsidentin des Verbandes Bieler KMU. «Vor allem für die Uhrmacher, von denen es heute weniger auf dem Arbeitsmarkt hat.»

1965 wird schliesslich ein Ausbildungszentrum und ein Wohnheim eröffnet. In den 70er-Jahren kommt es zeitgleich mit der Quarzkrise und der Diversifizierung der Uhrenindustrie zudem zur ersten Erweiterung der Struktur. 1981 verfügt die Bieler Stiftung über 65 Ausbildungsplätze, vorwiegend in den Bereichen Mikrotechnik und der Montage von Geräten, insbesondere für die Uhrenindustrie. Das im Bau befindliche Gebäude wird künftig Raum für 200 Ausbildungsplätze und 550 m² an Büro- und Geschäftsräumlichkeiten bieten, die an externe Unternehmen vermietet werden.

«Nehmen das Thema sehr ernst»

Für Yves Bugmann, Präsident des Schweizer Verbandes der Uhrenindustrie (FH), entstand diese Zusammenarbeit nicht per Zufall. «In den Unternehmen unseres Zweiges steckt seit jeher eine soziale Ader», sagt er. Der ehemalige Abteilungsleiter am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum ist der Ansicht, dass die Branche, die er zum Teil repräsentiert, eine besondere Verantwortung gegenüber den Schweizerinnen und Schweizern trägt. Gerade wegen des starken Markenimages von Swiss Made.

Dient die Integration von Menschen mit Behinderung jedoch nicht eben vorrangig dem Image? «Unsere Mitglieder nehmen das Thema sehr ernst», versichert Yves Bugmann. «Bei meinen Besuchen vor Ort erlebe ich, dass es dafür ein echtes Bewusstsein gibt.» Einige repetitive Aufgaben, denen man bei der Uhrenherstellung begegnet, ermöglichen vermutlich einen sanften Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsmarkt. «Das ist eine mögliche Erklärung für die besondere Beziehung, die seit der Gründung der Stiftung zu unserer Branche besteht», ergänzt der Präsident der FH.

Die gesellschaftliche Verantwortung sollte ganz allgemein in allen Unternehmen einen zentralen Stellenwert einnehmen, wie Miriam Stebler betont. Unabhängig davon, ob jemand in der Stiftung Battenberg oder einem Betrieb ausgebildet wird. «Die Unternehmensleitung muss den Mitarbeitenden gegenüber Empathie zeigen, die echt ist. Vor allem gegenüber Menschen, die in einer schwierigen Lage sind», unterstreicht sie.

Überforderung erkennen

Man müsse hinhören und erkennen, wenn es einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter zu viel wird, sagt die Präsidentin der Bieler KMU. «Wenn die Person zuerst abblockt, muss man es nochmal versuchen, gerade um Schlimmeres zu verhindern», bekräftigt Miriam Stebler. Besonders kritisiert sie leere Versprechen von Vorgesetzten, die sie für «sehr schädlich» hält. Letzten Endes wirke sich die Gesundheit der Mitarbeitenden direkt auf ein Unternehmen aus, so ihr Schluss.

Für die Personen, die bei der Stiftung Battenberg in Ausbildung sind, beginnt die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt grundsätzlich mit einem sechsmonatigen Praktikum in einem Unternehmen. Beispielsweise in jenem von Fabian Engel, das Produkte für den Bau, das Handwerk und die Industrie anbietet. «Dabei werden sie von Ausbildnern der Stiftung begleitet, um eine optimale Integration zu ermöglichen», erklärt dieser. «Diese Zusammenarbeit ist sehr interessant. Dadurch kann man die Bedürfnisse der einzugliedernden Person ermitteln und herausfinden, ob sie die Tätigkeit danach dauerhaft ausüben könnte.»

Bieler Tagblatt: Alexandre Wälti (Text), Corinna Klement (Übersetzung)